Den Morgen des vierten Tages begannen wir damit, im Warehouse Schuhe zu sortieren. Auch hier waren viele, für die Leute im Jungle komplett unbrauchbare Spenden dabei, die wir aussortierten. Diese verkauft L’Auberge dann weiter, was wir als sehr sinnvoll erachten.
Am Freitag soll ein Transporter mit Kleidung und Schuhen Richtung Syrien starten; ob er durchkommen wird, weiß niemand. Es ist der erste Versuch dieser Art. Die Idee entstand, da sich im Warehouse inzwischen mehr Spenden ansammeln als im Camp ausgegeben werden können.

Am Nachmittag transportierten wir einige Kleiderspenden und Zelte zu einer Verteilerstelle in den Jungle. Der erste Anblick vom Rand des Camps, war ziemlich irritierend. Dort, wo im Januar noch der komplette Kurdische-Teil war, befindet sich jetzt ein leeres Feld, von dem LKW´s die letzten Zeltreste abtransportierten. Es war unfassbar viel Polizei anwesend, wir durften aber trotzdem nach dem Vorzeigen unserer Papiere ins Camp fahren.
Da der Jungle so groß ist, bekommt man in vielen Gebieten nichts von der Räumung mit, scheinbar läuft alles in ‚gewohnten‘ Bahnen. Nachdem wir die Spenden abgeliefert haben, liefen wir zusammen mit den Hildesheimern (Malte, Carla, Philipp und Steffen) durch das Camp.


Im geräumten Teil fanden wir Gasgranaten und Gummischrottkapseln, die viele Vermutungen und Spekulationen über den Hergang der Räumung aufkommen ließen. Allerdings machten wir auch eine erfreuliche Entdeckung: Die Schule die von Zimako, einem Geflüchteten aus Nigeria, aufgebaut wurde, steht als einziges Gebäude noch im geräumten Teil!

Wir besuchten auch die Stelle, an der einige Voluntiere im Januar versuchten, eine Straße zu bauen. Dort steht jetzt ein Kiosk. Das Containercamp von „Accted“ wurde in Betrieb genommen. Um durch das Drehkreuz am Eingang zu kommen, müssen die Geflüchteten einen Fingerabdrucksensor benutzen. Ein junger Bewohner berichtete uns, dass er über die Bedingungen dort sehr glücklich sei, da er seit langer Zeit wieder eine Nacht durchschlafen konnte, ohne zu frieren. Allerdings seien die Kapazitäten der Container nahezu ausgeschöpft.

Wir wurden bei unserem Gang über das Camp von einer kleinen Gruppe Syrer in ihr provisorisches Zelt eingeladen. Wir saßen am Ende mit zwölf Menschen zusammen und haben über Fluchtgründe und Erfahrungen gesprochen. Die Gastfreundlichkeit war überragend und wir wurden direkt zum Essen eingeladen. Einige von ihnen sind seit sieben Monaten im Dschungel und es wurde von Polizeiübergriffen, Fluchtversuchen und leider auch von einem Sudanesen, der in der letzten Nacht erfroren sei, berichtet.
Im Camp wehte auch tagsüber ein eisiger Wind und es gab einige heftige Regen- und Hagelschauer.

Verfasst von Lolla, Malte und Luzie


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