Zu fünft kamen wir am Sonntag mit einem Auto in Belgrad an und haben seit dem vor allem Reparaturen am Center durchgeführt und die von uns mitgebrachten Laptops und Drucker in Betrieb genommen. Natürlich unterstützen wir auch das „Tagesgeschäft“ so gut wir können, das bedeutet Kochen, Spielen, Lernen.

In den anderthalb Monaten, in denen wir nicht in Belgrad waren, hat sich einiges verändert. Das macht sich vor allem in den Parks bemerkbar: Was vorher DER Aufenthaltsort für die Menschen war, wirkt jetzt wie leergefegt.
Natürlich liegt dies an den kalten Temperaturen, aber vor allem hat es damit zu tun, dass die serbische Regierung ihre Drohungen wahr gemacht hat: Einige Geflüchtete wurden in geschlossene Camps im Süden des Landes, nach Preševo gebracht. In einer geplanten Aktion sollen die Menschen nachts von der Polizei gezwungen oder durch Lügen überzeugt worden sein, in die Busse zu steigen.

Und auch sonst erschwert der Kurs von Regierung und Behörden unsere Arbeit immer weiter. In einem offenen Brief an alle Hilfsorganisationen wurde jegliche Arbeit mit und für unregistrierte Flüchtende untersagt. Somit gibt es für sie keine Essensversorgung, keine Sachspenden und natürlich auch keine sanitären Anlagen. Im Moment leben viele versteckt in Lagerhallen in der Hoffung, von der Polizei nicht gefunden zu werden. Die Motivation für die Menschen, nicht in die Camps zu gehen? Man wird registriert, was die Weiterreise und den Antrag auf Asyl in einem anderen Land erschwert. Und warum niemand in Serbien bleiben will? Zum einen ist die Chance auf einen gewährten Asylantrag sehr, sehr gering und zum anderen ist Serbien im Vergleich zu EU-Ländern sehr arm und die Lebensbedingungen sind sehr viel schlechter, wie wir in den Slums um Belgrad selbst gesehen haben.

Durch die Repressionen der Regierung sind den Helfenden leider die Hände gebunden. So dürfen das Daily Center, das wir im Sommer aufgebaut haben, nur noch die Menschen aus dem nahe Belgrad gelegenen Camp besuchen. Dadurch haben sich natürlich die Besuchszahlen reduziert. In das vor Wochen noch von täglich über 100 Menschen besuchte Haus kommen nun im Schnitt 30 Menschen, darunter auch viele Kinder. Am Anfang war unser Frust über die Umstrukurierung sehr groß, da gerade die Menschen in den Parks, denen es am schlechtesten geht und für die wir das Center hauptsächlich eröffnet haben, nicht mehr kommen dürfen. Allerdings ist das die einzige Möglichkeit, um das Bestehen für eine weitere Zeit zu sichern. Center? Hä? -> Zentrum der kulturellen Schönheit

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Die Sprachkurse im Center wurden enorm ausgebaut. Es finden täglich Sprachkurse für Englisch und Serbisch statt, in welchen Menschen unterschiedlichster Altersgruppen fleißig lernen. Weiterhin wird natürlich auch viel gesungen, getanzt und gespielt. Die Stimmung ist immer heiter. Wir erhoffen uns weiterhin, den Menschen Ablenkung und Hoffnung zu geben, die sie so dringend brauchen.

In den kommenden Tagen wird ein weiteres Ziel von uns sein, die unregistrierten Menschen in den Lagerhallen zu unterstützen. Etwas ohne Probleme von Seiten der Polizei auf die Beine zu stellen ist eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen.

Verfasst von Ariane, Kristian und zwei Kommata von Martin

Kategorien: Belgrad

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