Ich erinnere mich noch daran, wie wir im März 2017 zum ersten Mal Duschen für Flüchtende angeboten haben. Damals haben wir Wasser aus einem nahegelegenen See gepumpt, mit Gasbrennern und großen Töpfen erhitzt und dann in die Duschkabinen gepumpt. Diese Wasserpumpen waren batteriebetrieben, zum „water start“ und „water stop“ musste man die Klemmen an einer Autobatterie an- oder abklemmen. Mit drei bis fünf Freiwilligen konnten wir auf diese Weise täglich bis zu 20 Flüchtenden eine Dusche anbieten. Das größte Problem dabei: Der Transport von Töpfen, Brennern, Pumpen, Schläuchen, Zelten, Wäschekörben, Batterien, Shampoo, und vielem mehr. Außerdem hatten wir immer wieder Probleme mit defekten Teilen, weshalb das System fast jede Woche verändert wurde.

Nun bietet Rigardu bereits seit mehr als einem halben Jahr erfolgreich Duschen an. Geschätzte 100.000 Liter Wasser sind bisher von oben in unseren Tank hinein, und unten wieder heraus gelaufen. Da wurde es Zeit, das System zu perfektionieren! Etwa 800 Euro hat der Neubau gekostet, finanziert durch eine Spendenkampagne, an der sich innerhalb von nur fünf Tagen 23 Spenderinnen und Spender beteiligt haben. Großartig!

Mit unserem neuen System sind nun nur noch zwei Freiwillige nötig und es können täglich bis zu 100 Menschen eine Dusche nehmen!

Und so funktioniert es:

Bis der Tank komplett voll ist, vergeht fast eine halbe Stunde

Bevor wir losfahren, muss der 1000l-Tank in unserem Transporter aufgefüllt werden. Dafür legen wir einen Schlauch von einem gewöhnlichen Wasserhahn unseres Hauses bis zum Auto. Das dauert ungefähr 45 Minuten, in dieser Zeit können wir aber weitere Vorbereitungen treffen: Shampoo, Einwegrasierer und Kisten mit Wäsche müssen aufgefüllt werden, Zelte, Wäschekörbe und weiteres Material räumen wir ins Auto.

Sobald wir am Duschort angekommen sind, werden die Zelte aufgestellt. Um einen Schutz vor Kälte und Wind bieten zu können, stellen wir die Duschzelte bei kalten Temperaturen in einem 3x3m großen Pavillon auf. Durch den Wasserdampf ist es darin zumindest ein wenig wärmer und windgeschützter als außerhalb.

An der Vorderseite des Tanks befinden sich zwei Wasserhähne. Einer der beiden bleibt frei und kann bei Bedarf zum Abfüllen von Trinkwasser, Waschwasser oder zum Rasieren verwendet werden.

So sehen die beiden Wasserhähne aus, an einem der Hähne ist schon der Schlauch zur Pumpe angeschlossen

Mit einer Klickverbindung kann an den zweiten Wasserhahn ein Schlauch angeschlossen werden, der direkt zur Pumpe führt. Die Pumpe kann ungefähr 11 Liter Wasser pro Minute befördern, dafür wird sie ganz einfach an eine Autosteckdose angeschlossen, die wir direkt neben dem Wassertank installiert haben.

Da wir den Strom nun aus der Autobatterie des Transporters beziehen, brauchen wir keine zusätzliche Batterie über Nacht in der Wohnung aufzuladen. Die Pumpe kann über einen gewöhnlichen Lichtschalter an- und ausgeschalten werden, auf diese Weise können wir das Wasser ein- und ausschalten.

Von der Pumpe führt ein kurzer Schlauch zum gasbetriebenen Durchlauferhitzer. Dieser schaltet sich automatisch ein, wenn Wasser fließt und erhitzt das Wasser auf eine voreingestellte, perfekte Duschtemperatur. Das ist wichtig, denn die Wassertemperatur beeinflusst maßgeblich den hygienischen Effekt der Dusche.

Das Brett mit Durchlauferhitzer, Pumpe und Schalter

Pumpe, Durchlauferhitzer und Schalter sind auf ein Brett geschraubt, das mit Riemen an der Seite des Wassertanks befestigt wird. Eine wesentliche logistische Vereinfachung, weil dieses Brett nur bei der Tankreinigung und bei Wartungsarbeiten abgenommen werden muss. Vom Durchlauferhitzer führt nun ein 4m langer Schlauch zu den Duschzelten. Dort wird er geteilt und das Wasser fließt in zwei ganz normale Duschschläuche mit Durschköpfen. Von den vier Duschzelten wird in jeweils zwei Zelten gleichzeitig geduscht, die anderen dienen als Umkleidezelte. Wenn zwei Personen fertig geduscht haben und die zwei nächsten Personen sich in den anderen Zelten schon für die Dusche vorbereitet haben, können wir die Duschköpfe einfach von oben in die Zelte hineingeben und das Wasser wieder einschalten.

In faltbaren Wäschekörben sammeln wir die getragene Unterwäsche, sowie Socken und T-Shirts ein und geben im Gegenzug frisch gewaschene Kleidung aus. In unserer Freiwilligenunterkunft werden die Sachen dann gewaschen und sortiert.

Mehrere hundert Flüchtende verlassen sich auf unser Angebot. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, haben wir auch Vorbereitungen getroffen, um das Ausfallrisiko des Systems zu verringern. Erfahrungsgemäß sind besonders die Pumpe und die Stromversorgung die störungsanfälligsten Komponenten. Deshalb haben wir jederzeit eine vollgeladene Ersatzbatterie dabei, die, mit einer Autosteckdose ausgestattet, die festinstallierte Steckdose ersetzen kann. Eine Ersatzpumpe kann ganz einfach und ohne Werkzeug mit Klickverbindungen zwischen den Tank und den Durchlauferhitzer eingebaut werden, falls die Pumpe versagt. Ersatzbatterien für die Zündung des Durchlauferhitzers, Ersatzsicherungen, sowie eine zweite Gasflasche befinden sich grundsätzlich immer im Transporter.

Verfasst von Martin,
Illustrationen von Carlo

Kategorien: Subotica

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