Wenn wir wenig von uns hören lassen, ist das eigentlich immer ein gutes Zeichen. Dann passiert hier so viel, dass unsere Gedanken fast immer bei unseren Projekten und nur selten bei unserem Blog sind.

Das Wichtigste: Unser Kulturzentrum ist eröffnet! Dabei handelt es sich um ein kleines Haus, offen für alle Menschen, die ihre Nachmittage darin verbringen möchten.

Die Zeit bis zur Eröffnung am Samstag (3.9.) verbrachten wir sehr aktiv damit, über die Einrichtung im Zentrum nachzudenken. Die meisten Möbel haben wir selbst gebaut, beziehungsweise erst mal das Material dafür aus unterscheidlichsten Quellen organisiert. Denn in Belgrad kann man nicht einfach so in einen Baumarkt fahren um Bauholz zu kaufen. Dafür bekommt man an fast jeder Straßenecke Zement und Schrauben zu unschlagbaren Preisen. So entstanden mehrere Tische, Regale, Bänke, eine Tischtennisplatte, eine Tafel für Sprachunterricht und unzählige weitere kleine Dinge.

Am Donnerstag Vormittag kamen Martin, Johanna, Mieke, Ariane, Oxana und Lea nach einer kurzen Nacht auf einem ungarischen Parkplatz in Belgrad an und wurden von den Anderen mit einem Frühstück und ausführlichen Informationen über die Situation, unsere Arbeit und was es zu beachten gibt begrüßt. Dank der guten Vorarbeit von Henry, Willy, Florian, Kristian und Carlo konnten die Neuankömmlinge schnell einsteigen, indem sie die Waschaktion im Park anboten, Spiele mit den Flüchtenden im Park spielten und vor allem beim Bauen und Einrichten halfen. Auch jetzt, nach der Eröffnung, kommen uns immer noch zahlreiche Ideen; teilweise bauen wir dann gemeinsam mit Flüchtenden.

Lagebesprechung mit den Neuankömmlingen

Auf zwei Stockwerken gibt es jetzt verschiedene Bereiche zum Tischtennis spielen, Musik hören, ins Gespräch kommen, Gitarre spielen, Karten und Schach spielen, Kaffee und Tee trinken, malen und für vieles weitere, was sich die Flüchtenden wünschen. An den Abenden zeigen wir Filme auf unterschiedlichen Sprachen.

Für die Zukunft sammeln wir Ideen für weitere Programmangebote und freuen uns auch über Vorschläge unserer BesucherInnen und BlogleserInnen. So würden wir gerne Gitarren-, Näh- und Mal-Workshops anbieten. In unserer Küche möchten wir bald mit den Menschen kochen und ihnen die Möglichkeit bieten, sich ab und zu mal bei uns zu duschen. Ziemlich sicher wird aber bald Englischunterricht von einigen Muttersprachlern und Studierenden angeboten werden, die sich auch freuen, unsere Räume nutzen zu können.

Besonderes Herzstück des Kulturzentrums ist die „Dachterasse“, die nach und nach immer wohnlicher wird und wo es einen hübschen Außenbereich gibt. Für uns ist es auch ein schöner Ort, um abends noch ein bisschen zusammen sitzen zu können und dem Trubel der Stadt zuzuhören. Wenn alles gut geht und das Wetter mitspielt, fangen wir morgen an, dort die Begrenzung eines Beets aufzumauern.

Schon in der Zeit vor der Eröffnung wurde deutlich, dass natürlich nicht alle Menschen auf unserer Seite stehen. Während des Bauens wurde unsere Terrasse mit Mayo oder Ähnlichem in einer Plastiktüte und einem Ei aus einem der Nachbarfenster beworfen. Es ist aber auch möglich, dass die NachbarInnen sich einfach durch den Lärm der Stichsäge gestört fühlten.
In Belgrad, wie überall, gehen die Menschen sehr unterschiedlich mit den Flüchtenden um: Manche setzen sich für sie ein, Andere versuchen, ihre Anwesenheit zu ignorieren und wieder Andere versuchen, uns in unserer Arbeit zu behindern.
Als wir am Samstag Nachmittag eröffnen konnten und mit den Menschen aus dem Park den ersten von vielen schönen Nachmittagen im Kulturzentrum verbringen konnten, hat uns gezeigt, dass wir unsere Zeit und die Spendenmittel sinnvoll investiert haben. Auch Freiwillige von anderen Organisationen und Interessierte kamen uns besuchen.

Am Abend der Eröffnungsfeier mussten sich Henry, Florian, Kristian und Carlo leider verabschieden, um durch die Nacht zurück nach Hause zu fahren. Sie haben ein tolles Projekt vorbereitet und umgesetzt. In unserem Zentrum kehrt jetzt so langsam ein Alltag ein und wir freuen uns, immer weniger als Gastgeber auftreten zu müssen und Verantwortlichkeiten abgeben zu können, weil sich die Menschen mittlerweile schon gut bei uns auskennen.

Eine andere Neuigkeit, die uns in Belgrad erreichte, wollen wir euch nicht vorenthalten: Wir sind jetzt ganz offiziell ein eingetragener Verein (e.V.)! Wir freuen uns, wenn ihr uns durch eine Fördermitgliedschaft unterstützen wollt, genauere Infos dazu wird es bald auf unserer Website geben.

Solltet ihr Mitte/Ende September noch ein bisschen freie Zeit haben (am besten eine Woche oder mehr) würden wir uns sehr freuen, wenn ihr Lust hättet, unser Team in Belgrad zu unterstützen. Die Zeit hier ist immer abwechslungsreich, meistens heiter und nur selten fallen wir nach langen Tagen ohne einen gemütlichen Abschluss des Tages ins Bett.

Verfasst von Lea, Martin und Kristian

Kategorien: Belgrad

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