Um es kurz zu machen: An der Situation der Menschen im Camp in Idomeni hat sich in den letzten Tagen wenig geändert. Nach wie vor kommen nur wenige Dutzend Menschen pro Tag über die Grenze und mittlerweile werden 12 000 Menschen im Camp vermutet. In den letzten Tagen war zudem die internationale Presse stark vertreten, was zum einen erfreulich ist, zum anderen aber ein absurdes Bild hinterlässt, wenn Übertragungswagen das ganze Camp blockieren und Zelte, in denen Menschen schlafen, als Nachrichtenhintergrund herhalten müssen und die gesamte Nacht beleuchtet werden.
Nach wie vor übernehmen die ca. 70 Freiwilligen hier vor Ort mit der von aiddeliverymission.org gestellten Infrastruktur die Verpflegung, da MSF und UNHCR diese nicht leisten können oder wollen. Heute Abend werden wir die schwierige Entscheidung treffen, ob wir damit fortfahren werden, die Fehler dieser Organisatoren auszubügeln und deren Handlanger bei der Verpflegung zu sein oder ob wir diese Arbeit stoppen, um entsprechenden Druck auszuüben. Schwer ist die Entscheidung deshalb, weil sie zulasten der Menschen im Camp geht.
Es bleibt die Frage, weshalb UNHCR und MSF nicht in der Lage sind, die Verpflegung in dieser Größenordnung sicherzustellen, eine sich ständig wandelnde Freiwilligengruppe ohne feste Strukturen und Geldgeber aber täglich 8000+ warme Mahlzeiten zur Verfügung stellen kann!?
Momentan sind wir in die Zubereitung der Mahlzeiten eingebunden und konnten von Euren Spendengeldern eine fantastische Gemüseschneidemaschine (450 €) und Warmhaltebehälter für ca. 220 Liter Suppe (230 €) kaufen und mitbringen. Dadurch konnte der Kochprozess wesentlich beschleunigt werden und es wurde erst möglich, die momentane Menge zu kochen.
Weiterhin haben wir 560 Euro für Grippemedizin ausgegeben, die wir an ein Ärzteteam vor Ort weitergegeben haben. Da MSF nur besonders schwere Krankheiten und Verletzungen behandelt, ist es grandios, dass dieses Team aus freiwilligen Ärzten sich an einer mobilen Station, einem Notarztwagen, um alle anderen gesundheitlichen Belange der Menschen im Camp kümmert. Grippe haben die meisten Bewohner*innen des Lagers.
Bis Dienstag erwarten wir drei weitere voll besetzte Auto mit Voluntieren. Deshalb haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir diese Kapazität sinnvoll einsetzen können. Eine Idee ist es, eine Jurte aufzustellen, in der Kinderbetreuung stattfinden kann, eventuell sogar Kinovorführungen. Der Anteil an Familien im Camp ist sehr hoch und die Kinder haben hier wenig Möglichkeiten, einfach mal Kinder zu sein.
Damit ließe sich auch eine Handyladestation verknüpfen. Elektrizität dafür bekommen wir aus einem mitgebrachten Generator. Wenn wir diese Projekte starten, würden wir auch im Lager übernachten. Das hätte auch den Vorteil, dass wir bei einer möglichen Evakuierung dabei wären um ein grobes Vorgehen der Polizei durch unsere Präsenz zu verhindern oder zumindest zu dokumentieren. Bei der letzten Räumung, im November vergangenen Jahres, wurden Zelte aufgeschlitzt und die Menschen hatten keine Zeit, ihre Sachen zu packen bevor sie in Busse gedrängt wurden.
Ob und wann die Evakuierung stattfindet, wissen wir natürlich nicht. Alle warten auf das Ergebnis der aktuell laufenden Gespräche zwischen den europäischen Regierungen.
Verfasst von Jakob & Martin
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