Mitte letzter Woche erreichten uns überraschende Nachrichten. Die Organisation Refugees Foundation Serbia, mit der wir letzten Sommer das Daily Center in Belgrads Innenstadt eröffnet haben und die sich seitdem hauptsächlich um das Tagesgeschäft kümmert, will ihre Aktivitäten in ein Camp in einem anderen Teil Serbiens verlagern. Da Rigardu die Einrichtung zwar monatlich finanziell unterstützt, aber nicht kontinuierlich vor Ort sein kann, sind wir auf eine serbische Trägerorganisation angewiesen. Wir sind sehr daran interessiert, dass das Center bestehen bleibt und (wieder) seinen ursprünglichen Zweck, den unregistrierten, zumeist männlichen Flüchtenden aus den Parks und Baracken hinter dem Bahnhof einen friedlichen Ort zum Lernen und Spaß haben zu bieten, erfüllt. Momentan kommen nämlich ausschließlich einige wenige Menschen aus einem Camp in der Nähe Belgrads und aus Kapazitätsgründen kann von Refugees Foundation Serbia nur sehr wenig Programm angeboten werden. Der von uns durchgeführte und drei Mal wöchentlich stattfindende Deutschunterricht hat sich hingegen sehr gut etabliert, teilweise finden sich zu den Unterrichtszeiten bis zu 20 Lernwillige ein. Damit es mit dem Center auch langfristig weitergeht, hatten wir Anfang dieser Woche erste Gespräche mit zwei serbischen Organisationen, die an einer Übernahme und Neukonzeptionierung des Centers interessiert sind. Hoffentlich haben wir in den nächsten Tagen genauere Infos darüber, wie eine solche Übernahme aussehen könnte.
Natürlich sind wir in der Zwischenzeit nicht untätig. Da wir mittlerweile zu zehnt in Belgrad sind, verteilen wir uns auf zwei Projekte. So unterstützen wir zum einen die Gruppe von Hot Food Idomeni, die täglich 2000 Mahlzeiten kocht und an die Menschen in den Lagerhallen hinter dem Bahnhof und in einem Camp etwas außerhalb der Stadt verteilt. Außerdem hilft ein Team von Rigardu bei der Einrichtung und Inbetriebnahme eines großen Lagerhauses mit integrierter Küche in der Nähe von Belgrad. Hier sollen in Zukunft Sachspenden für alle offiziellen und inoffiziellen Camps und Brennpunkte in Serbien zentral sortiert und gelagert werden. Die Küche wird voraussichtlich in Kooperation mit Hot Food Idomeni bis zu 6000 Mahlzeiten pro Tag produzieren, die in den umliegenden Camps an Flüchtende und in Obdachlosen-Einrichtungen verteilt werden.
Zusammen mit Charly und Marcel von Signal of Solidarity in Bremen haben Kristian und Lea von Rigardu den Sprinter der Bremer Gruppe nach Serbien gefahren, der uns für sechs Wochen für das Projekt in Subotica zur Verfügung steht. Die Fahrt wurde auch genutzt, um eine große Menge Sachspenden von Wien nach Budapest zu bringen. Dort werden sie in einem Lagerhaus sortiert, gesammelt und mit entsprechenden Lizenzen über die serbische Grenze transportiert. Aufgrund der Zollbestimmungen lohnt sich das bei kleineren Mengen an Sachspenden nicht.
Verfasst von Kristian
0 Kommentare